Meldungen aus Linz und dem Gau Oberdonau
Autor: Evan B. Bukey
An Hand der Stimmungsberichte über signifikante Ereignisse wie den "Anschluss", den Kriegsausbruch, den Kirchenkampf, den industriellen Wandel, den Ausländereinsatz, den Angriff auf die Sowjetunion, die deutsche Niederlage bei Stalingrad, die Moskauer Deklaration und das Attentat auf Hitler wird festgestellt, dass sich der Durchschnittsösterreicher weitgehende Zurückhaltung bezüglich seiner wahren Denkungsart oder der Abgabe eines Werturteils gegenüber dem NS-Regime auferlegte.
Das wirkliche Verhalten der österreichischen Bevölkerung war zu widersprüchlich und zu komplex, als dass man es Begriffen wie "Konsens" oder "Dissens" bzw. "Zustimmung" oder "Widerstand" undifferenziert zuordnen könnte. Häufig standen Ablehnung und Zustimmung zu verschiedenen Maßnahmen der nationalsozialistischen Machthaber nebeneinander. Spezifische Aktionen des Regimes wurden vielfach nicht mit diesem selbst oder der Person Hitlers assoziiert.
Trotz mancher Beklommenheit zu Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion oder die lange Dauer des "Blitzkrieges" hielten die wirtschaftlichen Aufstiegsmöglichkeiten die Stimmung der Zivilbevölkerung im Gau Oberdonau wesentlich länger aufrecht als in anderen Gebieten. Dies galt auch für den Glauben an Hitlers Führungskapazität (Hitlermythos), die in seiner "Patenstadt" länger als in anderen Städten Großdeutschlands währte. Die Stimmung zu Kriegsende war eine Mischung aus Apathie, Niedergeschlagenheit und Angst.