Theodor Kantor
Theodor Kantor kam 1913 im 18. Wiener Gemeindebezirk als Sohn des Philipp Kantor und der Sidonie, geborene Winkler, zur Welt. Sein Vater stammte aus Butschowitz in Mähren (Bučovice, ČR) und war der Direktor der Zentralbank deutscher Sparkassen in Wien. Theodor Kantor hatte drei jüngere Schwestern, die 1915 geborene Ruth, 1918 kam Hanna, 1922 Mirjam zur Welt. Die Familie wohnte ab den Zwanzigerjahren im 9. Wiener Gemeindebezirk an der Beethovengasse 4.
Theodor Kantor wuchs in Wien auf und absolvierte eine Mittelschule, eine Handelsschule und hatte Matura. Anschließend besuchte er noch den Abiturientenkurs einer Textilschule. Mitte September 1935 zog er nach Linz und arbeitete als Musterweber bzw. Industriebeamter in der Tuchfabrik Himmelreich & Zwicker in Kleinmünchen. Die Besitzer der „Niederösterreichischen Tuchfabrik Himmelreich & Zwicker“ hatten 1934 die stillgelegte Spinnerei Rädler gekauft. Von 1934 bis 1938 betrauten sie Johann Nemella mit deren Umbau, vor allem im maschinellen Bereich. Danach wurde laufend Personal eingestellt und im Zuge dessen kam auch der Wiener Musterweber Theodor Kantor nach Linz.
Vorerst wohnte er bis Mitte Jänner 1938 am Rädlerweg 58 in Kleimünchen in einem Angestellten- bzw. Arbeiterhaus der Tuchfabrik Himmelreich & Zwicker. Mitte Jänner 1938 zog der Textilindustriebeamte an die Landstraße 71. Er war in Miete bei Johanna Richter. Dort musste Theodor Kantor im März 1938 den Einmarsch der deutschen Truppen miterleben. Ende Mai 1938 übersiedelte er ein letztes Mal innerhalb von Linz. Auch diesmal wählte er sich einen jüdischen Vermieter aus, Viktor Taussig in Urfahr an der Hauptstraße 63. Der Musterweber blieb in der Tuchfabrik bis zu seiner Kündigung am 31. Juli 1938 tätig. Nicht nur er verlor seinen Posten, bald danach wurde das ganze Kleinmünchner Unternehmen „arisiert“.
Theodor Kantor meldete sich am 1. August 1938 von Linz ab und scheint wenig später im 9. Wiener Gemeindebezirk an der Beethovengasse 4 wohnend – der Adresse seiner Eltern – auf. Er visierte eine Flucht nach Australien an und meldete sich im September 1938 von Wien nach Brünn ab. Doch seine Bleibe dürfte dort nur kurz gewesen sei, da ihm eine Flucht nach Australien gelang und er Sydney Ende Februar 1939 erreichte. Im September 1945 erhielt Theodor Kantor die australische Staatsbürgerschaft. Er lebte in Bellevue Hill, einem Vorort von Sydney. Er starb 1969 und man begrub ihn in Rookwood, Cumberland Council. Seine Schwester, Ruth Kantor, war wie er nach Australien geflohen und blieb dort seine nächste Angehörige. Sie starb ebenso 1969 und wurde im selben Grab bestattet.
(Autorin: Verena Wagner)