Linz Textil Aktiengesellschaft

GESCHÄFTS- UND BÜROGEBÄUDE

KünstlerIn: Armin Sturmberger

Standort: Wiener Straße 435
Stadtteil: Kleinmünchen-Auwiesen
Datierung: 1838

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Linz Textil Aktiengesellschaft

Die älteste Produktionsstätte des Unternehmens stellt die am Jaukermühlbach situierte Englische Spinnerei dar. Als erstes Fabriksgebäude entstand hier in den Jahren 1838 bis 1840 eine über L-förmigem Grundriss errichtete dreigeschossige Spinnerei mit angeschlossener Werkstätte. Das Gebäude wurde von einem steilen Walmdach mit Gaupen abgeschlossen. Anlässlich des 150jährigen Firmenjubiläums im Jahr 1988 verschwanden die gelb gefärbelten Fassaden der Alten und der Neuen Englischen hinter einer Vertäfelung. Das Mauerwerk wurde in Vollziegel-Bauweise ausgeführt.

1981 erfolgte eine Neustrukturierung und umfangreiche Modernisierung der Weberei. Im Anbau an das vorhandene Altgebäude wurden so genannte Greifestühle aufgestellt.

Der viergeschossige Fabriksbau der Schweizer wurde über einem langgestreckten Grundriss ausgeführt und von einem Walmdach bedeckt. Die Fassade zeigt noch die regelmäßig angeordneten Fensterausnehmungen, die allesamt in jüngerer Vergangenheit im Zuge produktionstechnischer Adaptierungen zugemauert wurden. Analog der Namensfindung für die zweihundert Meter entfernte Englische, hatte die Ausstattung der Spinnerei mit Maschinensätzen einer Firma aus Winterthur dem Objekt zu seinem Namen verholfen.

Der von den Architekten Armin Sturmberger und L. Maier geplante weiträumige, aus 18 Shed-Elementen bestehende Bau entstand 1946 bis 1949. Der Zubau an der Südfront erfolgte 1990/91.

Bei der Gestaltung des Verwaltungsgebäudes, das dem Shed an seiner der Straße zugewandten Front gleichsam als Fassade vorgesetzt wurde, bezogen die Architekten offensichtlich Reminiszenz an den Unternehmensgründer Anleihen bei dem an der gegenüberliegenden Straßenseite situierten alten Herrenhaus. Der von einem Dreieckgiebel abgeschlossene Vorsprung über dem Eingangsbereich unterteilt die langgestreckte Fassade des neuen, zweigeschossigen Direktionsgebäudes ungleich im Verhältnis eins zu zwei. Ebenso wie beim alten Schlössl, überdeckt ein von Granitsäulen getragener Balkon den Eingang.

Der Neubau der Open-End-Spinnerei samt zugehöriger Lagerhalle wurde 1986 ausgeführt. Die Konstruktion des Flachbaus besteht aus so genannten Fertigteil-Sandwichwänden, die mit rotem Trapezblech verkleidet wurden.

Geschichte

Die Anfänge des heute bedeutendsten Linzer Textilunternehmens reichen zurück in das Jahr 1838, als der Zeugfabrikant Anton Johann Wöss im Krämerhaus am Jaukermühlbach eine "Baumwollgespunst-Fabrika" sowie "ein zum Maschinenbetrieb notwendiges Wasserwerk" errichten ließ. Aus finanziellen Gründen suchte der einen Kompagnon, den er in der Person von Johann Ev. C. Grillmayr fand. Dieser erwies sich aus überaus sachkundiger und dynamischer Partner, der die rasche Fertigstellung des Fabriksgebäudes forcierte.

Grillmayr ( 1809 - 1881) widmete sich während seiner Militärdienstzeit in Italien dem Handel mit sizilianischen Seidentüchern, was ihm so viel Geld einbrachte, dass er seine Militärzeit um vier Jahre verkürzen konnte. Nach Oberösterreich zurückgekehrt, vertiefte der gebürtige Grünburger seine Handelsbeziehungen mit Italien, exportierte Mühlviertler Leinen und importierte seidene Kopftücher. In England studierte er Spinnereimaschinen und mit dem Kapital seiner Gattin, der verwitweten Katharina Hörzinger, Inhaberin der Linzer Textilfabrik, baute er sein Unternehmen aus. Seine weit verzweigten Geschäftsverbindungen nutzend, entwickelte sich Grillmayr auch zu einem erfolgreichen Immobilienhändler. 1845/46 investierte er in den Bau einer weiteren Spinnerei in Kleinmünchen.

1876/1879 wurde ein weiteres Spinnereigebäude errichtet.

Während des Zweiten Weltkriegs musste das Unternehmen seinen modernsten Betrieb in Linz, die Zizlauer Spinnerei an die Reichswerke Hermann Göring abtreten. Nach der Enteignung der Fabriksanlage im Herbst 1940 wurde die maschinelle Einrichtung in die Objekte der Schweizer Spinnerei übersiedelt, Weitere Werksbereiche blieben nur deshalb vom Zugriff der Rüstungsindustrie verschont, da sie für die Produktion von Kriegsgerät als ungeeignet bezeichnet worden waren. Bombenschäden und ein Brand zerstörten einen Großteil der Fabriksanlage.

Im Zuge des Wiederaufbaus entstand in den Jahren 1946 bis 1949 zwischen Weidinger- und Jaukermühlbach das mit 25000 Spindeln ausgestattete Werk I - heute kurz als Shed bezeichnet - sowie ein neues Verwaltungsgebäude. Auch die Spinnerei Dierzer wurde als Werk II ausgebaut.

Gleichzeitig mit der Namensänderung in Linz Textil Aktiengesellschaft setzte Ende der siebziger Jahre eine umfassende Generalsanierung der Unternehmens- und Betriebsstrukturen ein. 1980/81 erfolgte die Neugestaltung der Weberei, die 1985 erneut vergrößert wurde. Weiterer Ausbau erfolgte 1990/91.

Quelle: Österreichische Kunsttopographie, Band LV Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Linz, III. Teil. Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Abteilung für Inventarisation und Denkmalforschung.

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