Ehemalige Minoritenkirche und ehemaliges Minoritenkloster
SAKRALBAUTEN UND KIRCHLICHE INSTITUTIONEN
Standort: Klosterstraße 9
Stadtteil: Innere Stadt
Datierung: 1756
Der Komplex aus ehemaliger Minoritenkirche und ehemaligem Minoritenkloster liegt entlang der Klosterstraße und des Landhausplatzes. Damit lag er in der südwestlichen Ecke der ehemaligen Stadtmauer. Ursprünglich handelte es sich um eine gotische, zweischiffig Kirche mit vier Langhausjochen und vier ebenfalls zweischiffigen Chorjochen. Der Chorbereich war eingezogen und verfügte über einen Dreiachtelschluss.
Heute zeigt sich die Kirche als barocke, einschiffige Kirche mit Kapellnische und einem geraden Chorabschluss. Zur Klosterstraße ist die Schauseite in drei Geschosse mit unterschiedlicher Höhe durch Gesimse gegliedert. Eine senkrechte Gliederung erfährt die Fassade durch die Lisenen und Wandpfeiler zwischen den Fenstern. Die Fenster sind im zweiten Geschoss in querovaler Form mit einem aus dem Gesims gebildeten Segmentgiebel geformt, im dritten Geschoss liegen stichbogenförmige Fenster in tiefen korbbogigen Nischen. Die Achsen mit den beiden gleich gestalteten Portalen durchbrechen das sonstige Gestaltungsschema. Bei der Portalgestaltung sind die in den Rundbogennischen befindlichen Statuen von Ludwig Linzinger zu erwähnen. Die 1895 geschaffenen Skulpturen zeigen den heiligen Josef und Maria mit Kind.
Im Inneren hat sich der Grundriß der gotischen Kirche weitgehend erhalten. Die barockisierte Innengestaltung zeigt eine durch Wellenbewegungen rhythmisierte Gestaltung in zwei durch ein breites Gesims getrennten Zonen. Die Stuckverzierung beschränkt sich an den Längsseiten weitgehend auf den Bereich der Altarnischen in den Wänden und auf die Oratorien. Die querovalen Fenster werden in die Gestaltung der Seitenaltäre miteinbezogen. Im Chorbereich und am Triumphbogen sind zusätzlich die Emporen mit Stuckaturen ausgestattet. Die Langhausdecke ist als Platzelgewölbe gestaltet und nur sparsam dekoriert. Im Altarraum wurde das Gewölbe wirkungsvoll mit Stuckverzierungen ausgestattet. Im Scheitel findet sich das von einem mit Puttenköpfen besetzten Strahlenkranz umringte Auge Gottes. In den Ecken der aus Rocaillen gebildeten Verzierungen befinden sich die lateinischen Kirchenväter in färbigem Stuck.
Östlich an den Chor angefügt befindet sich der Turm mit flachem, geschweiftem Zeltdach.
Südlich der Kirche lag das Kloster um einen Kreuzgang gruppiert, sowohl vom Provinzialzimmer als auch vom Schlafgewölbe bestanden direkte Verbindungen in die Kirche. Außen sind noch beide stuckierten Fassaden zu sehen, im Inneren kam es zu einer modernen Umgestaltung.
Geschichte
Eine erste Niederlassung der Minoriten in Linz lässt sich für das Jahr 1236 nachweisen, mit dem Bau einer gotischen Kirche wird 1278 begonnen worden sein. Nachdem das Kloster wegen fehlender Religiosen seinen Betrieb einstellen musste, erfolgte 1536 die Umwandlung in ein Spital durch die Landstände. Bis 1565 ging der gesamte Bau des Klosters in den Besitz der Landstände über, welche die Bauten für die Errichtung des Landhauses abbrachen. Dies zog erste große bauliche Veränderungen an der Kirche nach sich, als 1577 die Sakristei widerrechtlich abgebrochen wurde.
Im Jahr 1602 erfolgte auf Anweisung von Erzherzog Maximilian die Übergabe an die Jesuiten, welche ab den 1650er Jahren mehrere Umbauten vornahmen. Dazu zählen die teilweise Abtragung und Neuerrichtung des noch im nördlichen Chorwinkel befindlichen Turmes im Jahr 1657. 1678 erfolgte die Rückgabe an die Minoriten. Weitere bedeutende Veränderungen sind der Zubau der Allerseelenkapelle im Landhaushof (1695), der Ausbau des Chores hinter dem Hochaltar durch Franz Michael Pruckmayr (1698) und der Neubau des Kirchenturms östlich des Chores ebenfalls durch Pruckmayr (1699). Ein gänzlicher Neubau der Kirche nach Plänen von Johann Michael Prunner wurde trotz des 1713 geschlossenen Vertrages auf Grund der wirtschaftlichen Lage nicht durchgeführt. Gleiches traf auf Um- und Neubaukonzepte der folgenden Dekaden zu. Ab den 1750er Jahre sind Umbaumaßnahmen unter dem Baumeister Sebastian Hergeth nachweisbar. Diese betrafen vor allem den Chor und den Einbau von Oratorien.
Die letzte Veränderung wurde nach dem Stadtbrand 1800 durchgeführt, als der Turm an Stelle der schindelgedeckten Zwiebel sein heutiges Dach erhielt.
Nach dem Wiederaufleben der Minoriten in Linz erwarben diese 1674 und zu einem nicht datierbaren Zeitpunkt zwei nebeneinander liegende Bauten in der Klosterstraße. Auf dieser Fläche wurden ab 1716 nach Plänen von Johann Michael Prunner ein neues Kloster errichtet und 1741 um das Nachbargebäude erweitert. Im Zuge der Klosterreform von Kaiser Joseph II. erfolgte die Auflösung, das Gebäude wurde Regierungszwecken zugeführt.