Rosa Brunn, verheiratete Ungar
Rosa Brunn kam 1914 als einziges Kind des Ehepaares Rosa und Josef Brunn in Wien zur Welt. Sie wurde im katholischen Glauben erzogen und hatte keine jüdischen Wurzeln. 1919 übersiedelte die Familie nach Linz, an den Graben, da Josef Brunn dort eine Kupferschmiedewerkstätte eröffnete. Rosa erhielt eine strenge, wohlbehütete Erziehung, besuchte in der Unterstufe das Mädchenlyzeum und anschließend die Handelsschule.
Ihre Freizeit war stark vom Sport geprägt. Die ganze Familie paddelte, Rosa besuchte den christlich-deutschen Turnverein und war Mitglied des Katholischen Volksvereins. Mit ca. 20 Jahren lernte sie den um 15 Jahre älteren Kurt Ungar kennen und lieben. Der gut situierte, beruflich etablierte und über ein eigenes Auto verfügende Mann konnte Rosa Brunn viel bieten. Die Freundschaft vertiefte sich bald sosehr, dass man beschloss im Frühjahr 1936 zu heiraten.
Doch dazu stellte Kurt Ungar, Mitglied der Linzer Kultusgemeinde, eine Bedingung: Rosa sollte zum Judentum konvertieren. Bis dahin nie mit judenfeindlichen Erfahrungen konfrontiert, wagte Rosa Brunn diesen Schritt. Zu einer Zeit als bereits in Deutschland die Rassegesetze verlautbart und auch in Österreich die Mischehen stark zurückgegangen waren, dürfte Rosa Brunn auch die letzte Konvertitin vor März 1938 in Linz gewesen sein.
Als das nationalistische Regime in Österreich die Oberhand gewann, war Rosa Ungar zu ihrem zweiten Sohn schwanger. Ihr Ehemann wurde im Sommer 1938 zweimal inhaftiert, die junge Frau versuchte alles, um ihn frei zu bekommen, man bedrohte sie, sie müsse sich scheiden lassen.
Am 8. November 1938 wurde Ungar in Wien von einem Sohn entbunden, vier Wochen später trat das Ehepaar mit dem Neugeborenen die Flucht nach Palästina an. Dort sahen sie nun viele als Nicht-Jüdin an und sie musste weiterhin mit ihrem kleinen Sohn Diffamierungen erleiden.
Rosa Ungar kehrte mit der ersten Möglichkeit nach Ende des Krieges zu ihren Eltern nach Linz zurück. Zeit ihres Lebens litt sie unter den traumatischen Erfahrungen.
(Autorin: Verena Wagner)