Fritz Richter

Fritz Richter wurde 1904 in Graupen (Böhmen) als drittes Kind des Ehepaares Dr. Julius und Johanna Richter geboren. 1907 übersiedelte die Familie nach Linz, da der Vater an der Landstraße eine Facharztpraxis eröffnete. Noch als Schüler verlor Fritz Richter bereits 1922 seinen Vater. Von Kindheit an in die Jugendarbeit der Kultusgemeinde integriert, avancierte Fritz Richter bald zum beliebten Sänger, Kabarettisten und Laienschauspieler. Beruflich war er im Handelsgeschäft tätig, nach einer Anstellung bei der Linzer Ölfirma Otto Kapper wechselte er 1930 nach Wien.

Richter war Anhänger des von Vladimir Jabotinsky ins Leben gerufenen Zionismus-Revisionismus, einem rechten zionistischen Flügel. 1930 fungierte er als Sekretär der Union der Zionisten-Revisionisten Österreichs. Als Mitglied der Parteileitung oblagen ihm organisatorische Aufgaben, auch innerhalb der revisionistischen Jugendorganisation Brith Trumpeldor.

Als Robert Stricker, einer der größten Zionisten Österreichs, und der Verband demokratischer Zionisten mit den Revisionisten 1931 fusionierten, war dies der Beginn einer engen Zusammenarbeit Richters mit Stricker. Zu Richters Leistungen gehörte unter anderem die hervorragende Organisation der 5. Revisionistischen Weltkonferenz 1932 in Wien. Allerdings kam es bald zu so großen Divergenzen zwischen Jabotinsky und seinen demokratisch gesinnten Weggefährten wie Stricker, sodass die Trennung und Gründung einer eigenen Partei 1933, der „Judenstaatspartei“ für notwendig erachtet wurden. Richter setzte seine Tätigkeit an der Seite Strickers nun für die Judenstaatspartei fort und verhalf ihr zu einer neuen Jugendorganisation in Österreich, dem „Barak Austria“. Dies und eine Vielzahl an Zionismus fördernden Arbeiten leistete er ehrenamtlich neben seinem Beruf.

1937 fiel sein älterer Bruder Hans dem autoritär gelenkten Österreich als Jude zum Opfer: Der in der Sozialdemokratie beheimatete Arzt Dr. Hans Richter beging 1937 aufgrund eines über ihn gefällten Gerichtsurteils, das ihm mit bewusst politischem Kalkül seine Existenzgrundlage vernichten sollte, Selbstmord. Fritz Richter gelang es im Oktober 1938 nach Argentinien zu fliehen. Er heiratete dort die ebenso aus Linz vertriebene Jüdin Lisette Basch und konnte sich beruflich wieder gut etablieren. Richter starb 1971 während eines Aufenthalts in der Schweiz.

(Autorin: Verena Wagner)

Fritz Richter in Luzern

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