Max Hirschfeld
Max (Markus) Hirschfeld kam als Sohn des David und der Babette Hirschfeld 1897 in Wien zur Welt. Die Eltern, aus Ungarn stammend, betätigten sich wenig später in Linz im Kleiderhandel. Aus Max Hirschfelds Kindheit und Jugend ist vor allem bekannt, dass er immer bereit gewesen sei, alles zu riskieren und seine Unerschrockenheit früh bewiesen habe. Er erlernte in Wien in einer Gastwirtschaft das Koch- und Fleischergewerbe, anschließend arbeitete er eine Zeit lang als Kellner und Restaurateur.
Nach vierjährigem Kriegsdienst kehrte er nach Linz zurück, heiratete und gründete eine Familie. Gleichzeitig versuchte er einen Handel mit Rohprodukten, Altwaren und kleinen Antiquitäten aufzubauen. Seine Risikobereitschaft verleitete ihn zu dubiosen Ankäufen, die Gewerbebehörde entzog ihm in der Folge alle Berechtigungen. Er musste sich auf ein Angestelltendasein im Betrieb des Vaters an der Landstraße 101 zurückziehen.
Innerhalb der Großfamilie Hirschfeld eine „Herrscherrolle“ einnehmend, spielte er bis 1938 im Kultusgemeindeleben nur eine Nebenrolle. Er war Mitglied des Bundes Jüdischer Frontsoldaten und des Beerdigungsvereins. Sein gebieterischer und furchtloser Charakter brachte den bis dahin unbedeutenden Linzer Juden im März 1938 von einem Tag auf den andern an die Spitze der Linzer Kultusgemeinde in eine Position der Scheinmacht.
Von der Gestapo zur Mithilfe gezwungen hatte er nun – auch in den anderen Kultusgemeinden bediente sich das NS-Regime dieser Methode – unter ungeheurem Druck die von Eichmann organisierte Vertreibung aller Jüdinnen und Juden vor Ort unter schwierigsten Bedingungen durchzuführen. In seiner Position konnte er Glaubensgenossinnen und -genossen vor Inhaftierungen warnen, einem Teil zur Flucht verhelfen und manche sogar aus Konzentrationslagern befreien.
Bedingt durch die zwiespältige Rolle ahnte Hirschfeld, dass Eichmann seine Flucht vereiteln könnte. Seine beiden Söhne bereits nach England in Sicherheit gebracht und selbst mit einem Affidavit in die USA ausgestattet, gelang es ihm und seiner Frau mithilfe drei gefälschter Pässe heimlich Österreich zu verlassen. Max Hirschfeld baute sich als Geschäftsmann kleiner Diskontläden in San Francisco eine neue Existenz auf und starb 1987.
(Autorin: Verena Wagner)