Marie Spitz, verheiratete Donner

Marie Spitz wurde 1930 in Linz geboren, wenige Stunden nach ihrer Geburt verstarb ihre Mutter. Der Vater Ernst Spitz übergab den Säugling seiner Schwägerin Helene Hesky. Marie wuchs damit in der Familie ihrer Tante, ihres Onkels und ihres um acht Jahre älteren Cousins auf.

Den leiblichen Vater suchte sie von Zeit zu Zeit gemeinsam mit dem Kindermädchen auf. Da sich das Verhältnis ihrer Zieheltern zu Ernst Spitz verschlechterte, wurden die Besuche bald eingestellt. Zum letzten Mal sah Marie ihren Vater im Jahr 1938. Da er sie nie zur Adoption freigegeben hatte, musste er ihre Genehmigung, Österreich verlassen zu dürfen, unterschreiben – es kam zu einer kurzen Begegnung auf der Linzer Donaubrücke. Ernst Spitz wurde ein Opfer der Shoah.

Marie hatte eine schöne Kindheit in Linz, sie war der Liebling der Großmutter Babette Hirschfeld, die ihr keinen Wunsch unerfüllt ließ. Von der Ziehmutter – einer begabten Modistin – sehr gefördert, trat Marie bereits im Kindesalter bei Veranstaltungen als Sängerin und Tänzerin auf.

Die Repressalien durch das NS-Regime ab März 1938 machten auch vor Kindern nicht halt. Marie Spitz wurde gezwungen die Volksschule zu verlassen. Der menschliche und herzliche Abschied der Volksschullehrerin blieb ihr in Erinnerung. Nachdem die Zieheltern im September 1938 ein Notquartier, die Rabbinerkanzlei im Anbau der Synagoge, bezogen hatten, erlebte Marie Spitz während der Novemberpogromnacht traumatische Stunden. Erst als der Tempel schon in Brand stand, öffnete man der eingesperrten und vom Tod bedrohten Familie Hesky die Tür. Marie wird das Bild des in roten Flammen stehenden Tempels und die jubelnden Schreie der Schaulustigen nie vergessen können.

Das Mädchen wurde mittels eines Kindertransportes nach England evakuiert, während die restliche Familie auf ein Visum in die USA wartete. Dort durchlebte Marie zwei Lager bis sie schließlich freundliche Gasteltern aufnahmen. 1940 konnten sie die Zieheltern in San Francisco wieder in ihre Arme schließen. Marie Spitz heiratete 1949 Jack Donner, gebar zwei Söhne und lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 2020 in Kalifornien.

(Autorin: Verena Wagner)

Marie Donner mit Luis Horvath in Sunnyvale im Jahr 2013

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