NORDICO Stadtmuseum Linz
ÖFFENTLICHE GEBÄUDE
Der stattliche Baublock über rechteckigem Grundriss, dessen Gestalt im Wesentlichen aus dem Ausbau von 1675 - 1677 stammt, besitzt in der gegenwärtigen Form vier Geschosse und 8:4:8:5 Achsen (die nördliche Seitenfront hat abweichend fünf Achsen). Durch Abtragung der profanierten Bethlehemkirche (1962) und des am Hauptgebäude anbindenden Verbindungstraktes steht das Haus wieder frei. 1962 wurde es im Süden aus Verkehrsgründen um eine Achse verkürzt, so dass die symmetrische Konzeption gestört ist.
Das oberste Geschoss, erst 1721 aufgesetzt, ist niedriger und hat querrechteckige unverdachte Fenster. Einen wesentlichen Akzent bildete das granitene Hauptportal. Über dem Eingangstor befindet sich ein plastisches Wappenornament: hochovaler geviertelter Schild mit Hüftbildern der drei nordischen hl. Könige Erik, Olaf und Knut und drei Palmblättern, entstanden nach 1710.Das Doppelfenster über dem Portal ist mit einem Rautengitter mit reichem manieristischen Spiralaufsatz versehen. Vielleicht ein Spätwerk von Hans Walz.
Die gleichartige Hinterfront unterscheidet sich nur durch das einfachere granitene Rundbogenportal mit schmiedeeisernem Oberlichtgitter von Hans Walz (1609), welches demjenigen des Hauptportals genau gleicht.
Im Zuge der Generalsanierung 2007/2008 wurde die Fassade von Putzbändern befreit und die Granitfassungen der Fenster wieder zur Geltung gebracht. Außerdem bekam das Gebäude eine elegante graublaue Färbelung und ein einladendes Glasportal.
Geschichte
Der Abt von Kremsmünster Alexander I. a Lacu kaufte für das Stift 1607 ein Grundstück an der Bethlehemstraße und ließ durch Francesco Silva 1608 an der Bethlehemstraße einen Stadel mit drei Geschossen und Satteldach und im Garten ein zweigeschossiges Haus mit Innenhof und einem an der Ostfront vorgelagerten Turm mit Zwiebelhelm errichten.
Durch einen Vertrag mit der Stadt Linz wurde der Besitz 1622 von Steuern befreit. Nach den Rechnungen für verschiedene Handwerker zu schließen, dürfte die Neugestaltung des Hauses so tiefgreifend und umfangreich gewesen sein, dass man mit gutem Grund annehmen darf, dass die jetzige Gestalt des Nordico im Wesentlichen auf diesen Ausbau der Jahre 1675/77 zurückgeht, abgesehen von den inzwischen abgetragenen Gebäudeteilen.
Bereits 1691 verkaufte das Stift Kremsmünster den Besitz an Oktavian Graf Cavriani, von dem ihn 1708 die Gesellschaft Jesu zur Errichtung eines "Collegium Nordicum" erwarb.
Der Gründer des Erziehungsinstitutes "Collegium Nordicum" war der Schwede Johann Baptist von Galdenblad und der Niederösterreicher Martin Gottseer. Galdenblad trat 1689 in den Jesuitenorden ein und betrieb in Rom die Errichtung eines Erziehungsinstitutes für Kinder von Katholiken aus nordischen Ländern. Martin Gottseer, seit 1690 als Beichtvater des kaiserlichen Gesandten Franz Ottokar Graf von Starhemberg in Stockholm tätig, bemühte sich in ähnlicher Weise. Er war Professor am Linzer Jesuitenkollegium gewesen und kehrte 1699 nach Linz zurück. Hier wurde er Regens des Ignatius-Seminars der Jesuiten und ließ sechs Knaben aus Schweden, Dänemark und Norwegen in katholisch-gegenreformatorischem Sinne erziehen. 1708 kaufte Gottseer das Freihaus Cavriani, das jetzige Nordico. 1715 bestätigte Papst Klemens XI. das Seminar mit allen Stiftungen. 1730 erfolgte die Erhebung des Seminars zum Collegium. 1787 schließlich hob Joseph II. das Nordico auf. Im November 1788 wurde es samt Kirche und Garten an den Privatmann Josef Schraml verkauft.
Das Gebäude des Nordico wurde in der Folge Mietshaus und nahm im Erdgeschoss den Verein zur Förderung von Industrie und Gewerbe auf. Der Oberösterreichische Kunstverein hielt hier seine Gründungsversammlung ab und eröffnete 1851 seine erste Ausstellung. Verschiedene Persönlichkeiten wohnten im Nordico, so Elisabeth Jung, geb. Pirngruber, die Mutter Marianne von Willemers oder Franz Stelzhamer zur Zeit seiner Trauung 1845. Auch die 1849 gegründete Liedertafel "Frohsinn" hatte hier ihr erstes Lokal und gab unter ihrem damaligen Chormeister Anton Bruckner mehrere Konzerte.
Die Stadt Linz, die das Gebäude 1911 erworben hatte, ließ 1962 die ehemalige Bethlehemkirche samt Verbindungstrakt zum Hauptbau demolieren und zur Verbreiterung der Bethlehemstraße den Hauptbau um eine Fensterachse im Süden verkürzen.
1973 war das Gebäude instand gesetzt und als Stadtmuseum eingerichtet worden.
Eine Generalsanierung erfolgte 2007/2008.