Martinskirche
SAKRALBAUTEN UND KIRCHLICHE INSTITUTIONEN
Das Langhaus bildet ein langgestrecktes schmales Rechteck (24,5 m lang und 7,3 m breit), das sich gegen den Chor leicht verjüngt. An das östliche Ende der rechten Langhauswand schließt die quadratische Sakristei an, deren Ostmauer den Triumphbogen fortsetzt. Das Dach des Langhauses mit Biberschwanzziegeln trägt knapp hinter dem Westgiebel einen quadratischen Dachreiter mit Pyramidenhelm. Die Westwand enthält das rechteckige Eingangstor mit kupferverkleideten Türflügeln und einem ornamentalen Gittertor dahinter. Beide Tore wurden 1957 von Walter Ritter entworfen.
Das Mauerwerk der Westwand erwies sich bei der Restaurierung trotz römischer Fundstücke als neuzeitlich und könnte mit dem überlieferten Baudatum von 1589 zusammen hängen.
Die Nordwand zeigt außen drei vermauerte Arkaden, deren Mauerfläche neu verputzt ist.
In der Füllmauer aus gemörtelten Bruchsteinen ist in der westlichen Arkade die Schwelle und das linke Gewände einer Tür, vielleicht des ursprünglichen Eingangs zu erkennen.
Die mittlere Arkade enthält im Füllmauerwerk ein spätgotisches, spitzbogiges , leicht profiliertes Eingangstor, zu dem ein Rundfenster darüber mit eingesetztem Vierpass gehörte. Beide sind jetzt vermauert.
Die östliche Arkade enthält in der Mitte oben, dicht nebeneinander, zwei gotische Spitzbogenfenster, beide jetzt nur außen sichtbar.
Geschichte
Die Martinskirche, angeblich Oberösterreichs ältester bestehender Kirchenbau, liegt am Hang des Römerberges gegen die Donau, westlich des Schlosses, nach Nordosten gerichtet. Die reichlich verworrene Baugeschichte beginnt mit einer Urkunde von 799, mit der einem Graf Gerold durch Bischof Waltrich von Passau die Kapelle des hl. Martin bei der Burg zu Linz als Benefizium verliehen wird. Auch später mehrmals erwähnt. Ursprünglich vielleicht als Zentralbau nach byzantinischem Vorbild errichtet mit kreuzförmigem Grundriss, auf ursprünglich 12 Pfeilern ruhend, von denen 6 im aufgehenden Mauerwerk und 4 als Basis noch erhalten sind. Drei von den vier Kreuzenden war eine Apsis vorgelagert und die Baukörper mit Nischenwölbungen verbunden. Im 11. Jahrhundert auf ein Schiff reduziert. Während der Besetzung von Linz im Erbfolgekrieg durch Franzosen und Bayern wurde die Kirche 1742 als Pferdestall benützt und von 1810 bis 1832 als Militärdepot verwendet. 1841 wird die Kirche renoviert, es entsteht ein neuer westlicher Eingang, die Sakristei wird auf den alten Fundamenten wieder aufgebaut und ein Dachreiter aufgesetzt. Nach Vollendung der Instandsetzungsarbeiten wurde die Kirche von Bischof Gregorius Thomas Ziegler neu geweiht.
Die Restaurierung der Kirche 1947 durch das Bundesdenkmalamt mündete in ein umfangreiches interdisziplinäres Forschungsprogramm und ermöglichte die Freilegung des ursprünglichen Baues. Weitere Grabungskampagnen in und um die Martinskirche zwischen 1976 und 1979 erhellten ihre wechselvolle Geschichte. Herausgegeben von der Stadt Linz und dem Institut für Österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes