Landhaus, Amt der Oö. Landesregierung
ÖFFENTLICHE GEBÄUDE
Standort: Promenade 24
Stadtteil: Innere Stadt
Datierung: 1564
Die annähernd rechtwinklig angeordneten Trakte des Landhauses gruppieren sich östlich und westlich von dem dominierenden in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Saaltrakt mit Turm um insgesamt drei Innenhöfe, wobei im Norden auch die Minoritenkirche und das ehemalige Minoritenkloster in den Baukomplex einbindet.
Der weitläufige Baukomplex bietet trotz komplizierter Baugeschichte infolge des Brandes von 1800 und der darauffolgenden Restaurierung durch den Architekten Ferdinand Mayr 1802 äußerlich ein relativ einheitliches Bild. Mayr versah sämtliche Außenfronten mit neuen gleichartigen Schauseiten; in ihrer älteren Gestalt erhalten haben sich nur die nördliche Schauseite des Saaltraktes um 1570, das Südportal von 1769 und im Innern vor allem der Arkadenhof von 1574 und weite Teile der älteren Bausubstanz, vor allem der bedeutende so genannte Steinerne Saal. Die größte Ausdehnung hat die gegen die Promenade gerichtete Südfront mit insgesamt 29 Achsen, gefolgt von der Westfront mit dreizehn, der Nordfront in der Theatergasse mit sechzehn und der Ostfront zum Nordportal hin mit fünf Achsen. Sämtliche Trakte sind dreigeschossig, nur die südliche dreiachsige Saalfront und der fünfachsige Vorsprung im Osten haben vier Geschosse.
Das Bauwerk liegt im Süden und Westen zum Teil unter Straßenniveau, was an das Vorhandensein des inneren Zwingers erinnert.
Geschichte
Die Minoriten kamen 1236 nach Linz und errichteten ihr Kloster im Südwesteck der Stadtmauer. Aus Mangel an Religiosen ging das Kloster im 16.Jahrhundert ein. 1536 mieteten die Stände Räume im ersten Stock und verwendeten diese als Landhaus. 1560 wurde der Gebäudekomplex gekauft, abgetragen und zwischen 1564 und 1571 nach Plänen von Christof Canevale, Caspar Toretto und Peter Guet als neues Landhaus erbaut.
Sie schufen ein mächtiges Ensemble im Geiste der Renaissance.
Die erforderlichen Baumaterialien wurden aus der Umgebung geholt: Granit aus den Steinbrüchen von Mauthausen, Marmor aus dem Salzburger Land und Eisen aus Steyr.
Der Landhausturm in seiner ursprünglichen Gestalt wurde 1568 vollendet. 1638 durfte er erhöht werden. Der schadhafte Turm der Minoritenkirche wurde abgetragen und 1699 wieder errichtet.
Das künstlerisch bedeutende nordseitige Hauptportal wurde 1565 vorbereitet und sollte mit zahlreichen Ständewappen geschmückt werden. Noch im selben Jahr wurden jedoch nur die Wappen von Österreich ob und unter der Enns und der Bindenschild für das Tor bestimmt.
Erst 1632 genehmigte der Kaiser gegen den Willen der Stadt einen Zugang von der südlichen Vorstadt zum Ständehaus. Die dazu gehörige, nach 1800 zugeschüttete Steinbrücke über den ehemaligen Graben wurde beim Bau der Tiefgarage freigelegt.
Die protestantische Landschaftsschule war von 1574 bis 1629 im Landhaus untergebracht, wo Johannes Kepler von 1612 bis 1626 lehrte. Er wohnte auch einige Zeit im Südtrakt des Landhauses.
Nach der Wiederbelebung des Minoritenklosters (1665) und der neuerlichen Aufhebung 1785 wurde das Gebäude an der heutigen Klosterstraße zum Regierungssitz des Landes ob der Enns bestimmt. Im Laufe der Zeit zogen dort alle staatlichen Provinzämter ein.
Nach dem Brand von 1800 projektierte Karl Mollner die Neugestaltung der Nord- und Südfassade im Empiregeschmack. Beim Wiederaufbau wurde auf der Südseite eine breite Promenade angelegt und eine neue Straßenverbindung von der Klosterstraße zum Redoutensaal geschaffen, die heutige Theatergasse.
Ein spektakulärer Besuch war 1854 der Aufenthalt der Kaiserbraut Elisabeth, die im Präsidialtrakt des Landhauses übernachtete, der bis zum Ende der Monarchie die Wohnung des Statthalters beherbergte.
Seit dieser Zeit wurden am Landhaus - abgesehen von notwendigen Restaurierungsarbeiten - keine wesentlichen baulichen Veränderungen mehr vorgenommen.
Quelle: Österreichische Kunsttopographie, Band XLII, "Die Altstadt", herausgegeben vom Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes und der Stadt Linz