Kunstuniversität Linz, NS-Bauten Brückenkopfgebäude Ost und West
ÖFFENTLICHE GEBÄUDE
Neoklassizistische Monumentalbauten der nationalsozialistischen Ära, einförmige Gliederung durch Kolossalwandpfeiler über wuchtigem Erdgeschoss. Die Bauten zeigen eine einheitlich an allen Schauseiten durchgezogene Gliederung mit basislosen Kolossalpilastern, die drei Obergeschosse zusammenfassen. Die wuchtigen Erdgeschosse in massiver Granitquaderung mit vorgelegten Steinbänken und die schmalen Dachgeschosse sind durch granitene Gesimse abgetrennt. Die querrechteckigen Dachgeschossfenster sind mit granitenen Muscheln im Scheitel versehen. An den dreiachsigen Fronten an der Nordseite des Hauptplatzes sind jeweils die Mittelachsenfenster des ersten Obergeschosses durch Segmentgiebel akzentuiert. Die je neunzehnachsigen Donaufronten sind überdies durch je zwei dreiachsige seicht vortretende Eckvorsprünge gegliedert. Das Erdgeschoss an den Donaufronten liegt auf Rampen erhöht. Die vierachsigen Stirnseiten zur Brückenauffahrt und die dreiachsigen Hauptplatzfronten sind im Erdgeschoss in rundbogigen, kreuzgewölbten Arkadengängen geöffnet.
Im zweiten Hof des Brückenkopfgebäudes West befindet sich der Sirenenbrunnen von Erich Ruprecht, 1956 aufgestellt.
Geschichte
Anstelle der Vorgängerbauten am Hauptplatz und großer Teile der alten Adlergasse, Oberen und Unteren Badgasse sowie der Oberen und Unteren Donaulände wurden die Brückenkopfgebäude Ost und West und der Raiffeisenhof als Teil der erst später geplanten Monumentalgestaltung der Donauufer nach Plänen von Reichsbaurat Roderich Fick ab 1940 errichtet. Die ursprünglich vorgesehenen neobarocken Stuckornamente an der Fassade und die Vasen an den Dachrändern, welche als Anpassung an den barocken Hauptplatz gedacht waren, wurden nicht ausgeführt. Anlass für die Anlage der neuen Brückenkopfgebäude war die Erhöhung der Brückenfahrbahn für die Nibelungenbrücke, der ganze Straßenzüge des spätmittelalterlichen Linz zum Opfer fielen. Die Fertigstellung im Inneren der Gebäude wurde zum Teil erst nach 1945 durchgeführt.
Im westlichen Teil waren in den fünfziger Jahren die Kunstschule, die Neue Galerie, die städtischen Sammlungen mit Archiv und Museum, das Kulturamt und der Radiosender Rot-Weiß-Rot (= späteres ORF Landesstudio) untergebracht. Die Kunstschule wurde 1973 in den Hochschulrang erhoben (seit 1998 Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung) und belegt seit damals den Großteil des Brückenkopfgebäudes West. Der östliche Bau diente bis 2008 als Finanzamt, seit einem Um- und Ausbau in den Jahren 2015-2017 beherbergt er ebenfalls die Kunstuniversität. Von 2017 bis 2019 wurde das Brückenkopfgebäude West ebenfalls saniert und umgestaltet. Die Neugestaltungspläne von Architekt Krischanitz sehen die Stiegenhäuser als zentrale Elemente, die nun durch alle Geschoße führen. Je zwei einstöckige Glasaufsätze durchbrechen die Dachgeschoße der beiden Brückenkopfgebäude und machen rein äußerlich den Bruch mit der NS-Architektur deutlich. Auf dem Brückenkopfgebäude Ost ragt zusätzlich der 12 Meter hohe gläserne „Transzendenzaufzug“ der Künstlerin Karin Sander empor, ein gläserner Lastenaufzug, der über das Dachgeschoß hinausragt und seit Oktober 2017 öffentlich zugänglich ist.