Altes Rathaus der Stadt Linz

ÖFFENTLICHE GEBÄUDE

Standort: Hauptplatz 1
Stadtteil: Innere Stadt
Datierung: 1675

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Altes Rathaus der Stadt Linz

Das Rathaus in seiner heutigen Form entstammt im wesentlichen den siebziger Jahren des 17. Jahrhunderts, jedoch sind sowohl ältere Bauteile zu vermuten als jüngere sichtbar.

Die frühbarocke Hauptfassade um 1675 zeigt enge Verwandtschaft mit der Fassade des ehemaligen Weißenwolffschen Palais Hauptplatz 27. Inwieweit Carlo Antonio Carlone als Schöpfer dieser Fassaden in Betracht kommt, ist nicht geklärt.

Die fünfgeschossige siebenachsige Schauseite am Hauptplatz zeigt eine strenge frühbarocke Kolossalpilastergliederung. In der Mittelachse liegt das schlichte granitene Hauptportal, eine rechteckige Öffnung mit Ohren und Tropfen, darüber der Balkon auf zwei geschweiften gerillten Granitkonsolen von 1778. Alle drei Geschosse weisen die gleichen Fenster auf. Das Balkonfenster im ersten Obergeschoss ist zur Türe erweitert und trägt im Giebel das steinerne Stadtwappen mit muschelbekrönter, von zwei Putten mit Blumenfestons flankierter Kartusche, monogrammiert S-P, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Der achteckige Eckturm überragt die Fassade um ein Geschoss. In diesem befindet sich die Turmuhr mit zwei Zifferblättern und einem eiförmigen vergoldeten Gegenstand dazwischen. Nach oben schließt ein profiliertes Kranzgesims ab, das Dach bildet eine Plattform (1824) mit reichem Schmiedeeisengitter (Stadtwappen, Blüten- und Rankenmotive) Das Gitter ist vermutlich älter. Auf der Plattform eine Glocke, bezeichnet: HANS.ROHRER.IN.LINZ.GOSS.MICH. 1660. Der Klöppel fehlt.

Die dreizehnachsige fünfgeschossige Nebenfront an der Rathausgasse ist schlichter. Im ersten Obergeschoss sind als Besonderheit in den drei linken Achsen steinerne gekuppelte Rundbogenfester mit je einer toskanischen Mittelsäule und zwei seitlichen toskanischen Viertelpfeilern. Diese Fenster sind als einzige mit gerade profilierten Simsen verdacht und dürften aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen.

Geschichte

Wahrscheinlich ist das 1415 erwähnte Rathaus schon an der Stelle eines bestehenden errichtet worden. 1513 wird nach dem Stadtbrand von 1509 vom Abbruch alter Mauern und dem Wiederaufbau des neuen Rathauses berichtet.

An diesem Neubau ließ ein spanischer Ritter aus dem Gefolge des Erzherzogs Ferdinand 1512 ein "Cartel" anschlagen, durch das er zu dem berühmt gewordenen Linzer Turnier herausforderte. Das Rathaus wurde auch in zwei Stuben von den Ständen zu Sitzungen benützt, wie sich 1530 und 1531 nachweisen lässt.

1570 verfügte Kaiser Maximilian II., dass Elle und Klafter aus Eisen mit dem Landzeichen versehen am Rathaus sichtbar anzubringen seien. Im Rathaus war auch das Rüstzeug der Feuerwehr untergebracht, von wo für alle vier Stadtviertel Leitern, Feuerhacken und Eimer geholt werden mussten. Die Abgeordneten der landesfürstlichen Städte beschlossen ihr Archiv 1573 im Rathaus zu verwahren.

Alle schwerwiegenden Entscheidungen die Stadt betreffend wurden in Zukunft im Rathaus verkündet.

Seit 1764 veranstalteten die Gastwirte von Linz Bälle im Rathaussaal. Hoher Besuch weilte am 24. April 1782 im Linzer Rathaus: Papst Pius VI. machte auf der Rückreise von Wien nach Rom hier Station.

1809 wurde das Nachbarhaus Rathausgasse 6 dazuerworben, 1902 das Nachbarhaus Rathausgasse 8 und 1904 das Haus Hauptplatz 34. Diese Häuser wurden dem Rathaus eingegliedert.

1987 begann die Revitalisierung des Linzer Rathauses mit einem Architektenwettbewerb, den der Mödlinger Architekt DI Peter Kotraschek gewann. Entwurf und Planung gingen an die Arge Kotraschek / Stelzer-Hutter.

Dabei wurde versucht die wesentlichen Bauphasen und stilistischen Besonderheiten der Gotik, Renaissance, des Barock oder des Biedermeier nachvollziehbar zu machen und trotzdem den Eindruck nicht zu verlieren, in einem modernen, zeitgemäßen, durchdachten und funktional gestalteten Rathaus zu stehen.

Friedrich der Tungassinger, aus einem reichen Linzer Bürgergeschlecht stammend und zwischen 1320 und 1327 wiederholt Stadtrichter, besaß einen Teil jenes Bürgerhauses, das an der Stelle des jetzigen Rathauses stand.

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