Gedenktafel Johann Gruber

ANTIFASCHISTISCHE GEDENKSTÄTTEN

Standort: Kapuzinerstraße 40a
Stadtteil: Froschberg
Datierung: 2001

Auf der Karte anzeigen

Gedenktafel Johann Gruber

Die längsrechteckige Gedenktafel aus Metall trägt neben dem Wappen des Landes Oberösterreich folgende Inschrift: „Dr. Johann Gruber / geb. 1889 in Grieskirchen / Direktor der Blindenanstalt Linz / Dr. Gruber wurde 1938 nach gezielter / Verleumdungskampagne zu 2 Jahren / Haft verurteilt und anschließend ins / KZ Dachau und Mauthausen deportiert. / Aufzeichnungen über die Greuel sowie der / Schmuggel von Nahrungs- und Lehrmitteln / für Mithäftinge wurden ihm zum Verhängnis. / Nach Folterung durch den Lagerleiter / verblutete er am Karfreitag des Jahres 1944. / Die „Schule im KZ“ und die „Gruber-Suppe“ / sind noch heute unter den Überlebenden / in bewegender Erinnerung.“



Geschichte

Johann Gruber war seit 1918 nach seinem Theologiestudium als Lehrer beziehungsweise als Adjunkt am Linzer Waisenhaus tätig. Auf Grund seiner pädagogischen Fähigkeiten wurde er für ein Lehramtsstudium nach Wien entsandt, welches er 1923 abschloss. Nach seiner Rückkehr war er erst wieder am Waisenhaus tätig, ab 1934 leitete er die Blindenanstalt in Linz. Dort zeichnete er für die organisatorische wie auch räumliche Neuausrichtung verantwortlich. Aus den in der Umgestaltung gründenden Konflikten entstand eine tiefgreifende Feindschaft eines Lehrers zu Gruber, die schlussendlich 1938 in der Anzeige Grubers beim zuständigen Blockleiter mündete. In dem sich von 1938 bis 1940 erstreckenden Gerichtsprozess wurde Gruber neben einer oppositionellen Haltung auch ein unsittliches Verhalten gegenüber den blinden Kindern und Jugendlichen vorgeworfen. Nachdem Grubers Berufung 1940 nicht entsprochen worden war, wurde Gruber im April 1940 in das Konzentrationslager Dachau überstellt. Im August 1940 erfolgte eine Verlegung in das Konzentrationslager Mauthausen, wo Gruber als Pfleger tätig war. Von 1942–1944 wurde er bei der Bergung archäologischer Funde um das Konzentrationslager Gusen herum eingesetzt. Durch diese Arbeit gelang es ihm im Geheimen mit Zivilisten in Linz und Wien Kontakt aufzunehmen, so dass Lebensmittel und andere Waren in das Konzentrationslager geschmuggelt werden konnten. Weiters begann Gruber die in den Lagern begangenen Verbrechen zu dokumentieren. Im März 1944 erhielt die Gestapo Kenntnisse von der Arbeit Grubers und begann mit Ermittlungen. Bei einem Verhör im Lagerbunker wurde Gruber so schwer misshandelt, dass er am 17. April 1944 an den Folgen starb. Sein Tod wurde als Suizid getarnt.

Rasch nach der Befreiung im Mai 1945 strebten ehemalige Mithäftlinge Grubers seine Seligsprechung an. Im Jahr 1999 hob das Landesgericht Linz die Verurteilung Grubers wegen politischer Delikte auf. Auf Veranlassung des Landeshauptmannes Josef Pühringer wurde 2001 die Gedenktafel am Linzer Institut für Hör- und Sehbildung angebracht. Gruber hat an dieser Einrichtung nicht gewirkt, vielmehr wurde der Anbringungsort ausgewählt, da heute die Blindenbildung in dieser Institution stattfindet.

Suche nach Denkmälern