Freihaus des Klosters Kremsmünster
WOHN- UND GESCHÄFTSGEBÄUDE
Das Kremsmünsterer Freihaus verdankt sein heutiges Erscheinungsbild dem Umbau von 1615/16 durch Marx Martin Spaz, bei dem das oberste Geschoss und die beiden Erker mit den Zwiebelhelmen hinzugefügt wurden. Die geraden Fensterverdachungen, die symmetrische Gliederung und Verdoppelung der Mittelachse über dem Portal sind Charakteristika comaskischer Bautradition, die in Linz weit ins 17. Jahrhundert hineinreicht.
Die Schauseite hat drei Geschosse nebst Dachgeschoss und fünf verschiedenwertige Achsen. Auf dem Scheitel des rundbogigen Portals ist das steinerne Stiftswappen angebracht, das von akanthusbesetzten Voluten und zwei Putten eingefasst wird, die einen bekrönenden Männerkopf mit Bischofsmütze an deren Bändern halten. Unten zwischen aufgerollten Bändern befindet sich ein Fratzenkof. In drei aneinandergefügten Ovalfeldern, die unten von Lorbeerzweigen eingefasst sind, sind Eber, Hund und Stier einzeln im Relief dargestellt. Unter den beiden ersten befindet sich die Jahreszahl 1710.
Unter den Erkern verkleinerte Wiederholungen des Hauptportals, von denen das südseitige 1955 als Tür aufgebrochen wurde.
Die linke Seitenfront, durch den neuen Torbogenbau des Nachbarhauses beeinträchtigt, besitzt insgesamt elf Achsen, wobei die fünf Achsen des älteren Bestandes durch größeren Achsabstand erkennbar sind.
Geschichte
Kaiser Friedrich III. besaß das Haus bis 1493. 1507 erwarb das Stift Kremsmünster das so genannte Hofhaus samt Einfahrt, Schiedmauer, Stallung und Hofstatt. Das baufällige Haus wurde abgetragen und ein Neubau nach Entwurf von Christoph Canevale ausgeführt. 1585 erfolgte ein Umbau durch den welschen Maurer Christoph Marthina, dem späteren Obristhofmaurer beim Linzer Schlossbau. Ein einschneidender Umbau erfolgte 1615/16. Das Gebäude wurde um ein Dachgeschoss erhöht und zwei Runderker durch Marx Martin Spaz angebracht. 1616 wurden eiserne Fenstergitter angeschafft.
Beim Stadtbrand 1800 brannten das gesamte zweite Obergeschoss und teilweise auch das erste ab.
Der Wiederaufbau konnte erst 1803 beginnen, wobei das Stadtbauamt die Bedingung stellte, dass die beiden Runderker nicht mehr aufgeführt werden. Das Stift jedoch bestand auf deren Beibehaltung.
1979 wurde das Haus von der Stadt Linz erworben und saniert.
Quelle: Österreichische Kunsttopographie, Band XLII "Die Altstadt", herausgegeben vom Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes und der Stadt Linz