Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg
ÖFFENTLICHE GEBÄUDE
Ausgedehnte Anlage auf einer leichten Anhöhe gelegen. Die Gründungsanlage nach dem System des "Staffelbaues" konzipiert, Kompromiss zwischen reinem Hofsystem und Pavillonbauweise, wobei möglichst frei stehende oder im rechten Winkel aufeinander treffende Trakte durch Kommunikationssysteme untereinander verbunden sind.
Die Hauptfassade des alten Teiles bietet eine breit gelagerte monumentale Front in Neorenaissanceformen. Ein dreigeschossiger fünfzehnachsiger Mitteltrakt wird flankiert von zweigeschossigen, neunachsigen Seitenflügeln, wobei der Mitteltrakt um drei Achsen vorspringt und seinerseits durch Vorbauten in einem Dreierrhythmus gegliedert ist. Die Fassadenflächen sind glatt gehalten und nur durch Kordongesimse über dem Erdgeschoss und das Kranzgesims gegliedert. Charakteristisch für die Bauzeit in den frühen sechziger Jahren ist die durch die Aneinanderreihung gleichgestalteter Fensterachsen, Rechteckfenster mit geraden Verdachungen - an den Vorbauten auf zarten Konsolen - und schmalen Parapetsimsen, ebenfalls auf Konsolen. Hohes Rundbogenportal mit Freitreppe. Bekrönung des Vorbaus durch eine gestufte Attika mit dem oberösterreichischen Landeswappen. Die sparsam-elegante Gestaltung der Fassade gehört zu den bemerkenswerteren Beispielen des frühen strengen Historismus in Linz und ist zugleich das Hauptwerk des späten Johann Metz. Durch zahlreiche Um- und Erweiterungsbauten entstand ein uneinheitliches Konglomerat von Bauteilen.
Der 1970 fertig gestellte Neubau wurde im Zuge der Errichtung eines modernen Spitalbaues abgerissen.
Geschichte
1788 nahm im Prunerstift die erste psychiatrische Einrichtung des Landes in Linz ihren Anfang. Die dort herrschenden unhaltbaren Zustände machten einen Neubau außerhalb des damaligen Stadtgebietes notwendig. 1864 erstellte Architekt Johann Metz einen mehrfach überarbeiteten Plan für die 1867 fertig gestellte "Landesirrenanstalt Niedernhart", die allen Anforderungen der damaligen Zeit entsprach. Ständiger Platzmangel machte mehrere Zubauten notwendig. Nach dem ersten Weltkrieg entwickelte der hier tätige Arzt Julius Wagner Ritter von Jauregg, der spätere Namenspatron des Krankenhauses, eine Heilmethode gegen Syphilis, was ihm 1927 den Nobelpreis einbrachte.
Der Neubeginn gestaltete sich nach dem zweiten Weltkrieg und einer unrühmlichen Episode des Hauses in der NS-Zeit äußerst schwierig, da erhebliche Schäden durch Luftangriffe zu beklagen waren. Ab 1964 begann man mit der Errichtung eines Neubaues im Nordwesten der Anstaltsgründe, der 1970 fertig gestellt und im Zuge der völligen Neugestaltung abgerissen wurde. 1996 erfolgte der Spatenstich für die Modernisierung der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg, deren Neubauten im Juni 2003 fertiggestellt wurden.
Quelle: Österreichische Kunsttopographie, Band LV Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Linz, III. Teil. Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Abteilung für Inventarisation und Denkmalforschung.