Ebelsberg Schloss
ÖFFENTLICHE GEBÄUDE
Standort: Ebelsberger Schloßberg 1
Stadtteil: Ebelsberg
Datierung: 1154
Auf Grund der erhöhten Lage auf dem Schiltenberg ist das Schloss als einheitlicher Baukörper weithin über dem Stadtgebiet zu sehen.
Die viereckige, zweigeschossige Anlage um einen trapezförmigen Innenhof lässt mit ihren heute glatten Fronten nicht mehr viel vom einstigen spätmittelalterlichen Ausstattungsluxus des passauischen Bischofsitzes erahnen. Aber die Masse des Bauwerkes entspricht in ihrer Dimensionierung noch immer dem Bauzustand der beginnenden Neuzeit (abgesehen von der teilweisen Reduzierung um eine Geschosshöhe) und enthält Baureste aus einer der frühesten Bauperioden der Burg - aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Die Gestaltung der Türme und Fassaden geht im Großen und Ganzen jedoch auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück.
Der zweigeschossige Komplex beschreibt ein unregelmäßiges Viereck mit glatten Fassadenfronten und sehr flachen Satteldächern. Innerhalb der ansonsten ungegliederten Außenfassade sind nur das Linzer und das Ennser Tor betont.
Das Ennser Tor bildet innerhalb der Ostfassade einen einachsigen Vorsprung.
Das Linzer Tor im Westflügel springt als diagonal gesetzter "Turm" aus der Bauflucht vor.
Geschichte
Im 12. Jahrhundert gelang es dem bayerischen Herzog und den österreichischen Markgrafen als königlichen Amtsträgern, sich im heutigen Oberösterreich gegenüber den lokalen Herrschaftsträgern durchzusetzen. In diesen Zeitraum verweisen archäologische Grabungen die Errichtung des südöstlichen Torturms der Burg Ebelsberg. Erstmals urkundlich erwähnt 1154.
Diese ursprüngliche Anlage war von Südosten her wahrscheinlich durch einen doppelten Graben geschützt und von einer mehrfachen Mauer umgeben. Die Mitte der Burganlage bildete der Hof mit einem Brunnen. Im Rahmen eines Gütertausches zwischen dem Bischof von Passau und dem Stift St. Florian wurde die Burg erstmals als passauisches Eigen nachgewiesen. Die Burg war jahrhundertelang Sommer und Winter ein Lieblingsaufenthalt der Passauer Bischöfe, was sie längere Zeit vor Verfall oder Zerstörung bewahrte.
Zum Ende des 12. Jahrhunderts geriet Ebelsberg allerdings verstärkt in das machtpolitische Kraftfeld zwischen den Passauer Bischöfen, den Otakaren und den Babenbergern sowie den Wittelsbachern. Ein Konflikt zwischen Herzog Friedrich II. und dem Bischof Rüdiger führte 1244 zur Zerstörung der Burg, die jedoch 1248 wieder aufgebaut war.
Mit der Wahl Otto von Lonsdorfs, der einem in der Nähe von Linz beheimateten Ministerialengeschlecht entstammte, zum Bischof von Passau rückte die Burg Ebelsberg in besonderer Weise in den Mittelpunkt "bischöflicher Aufmerksamkeit und administrativer Zuwendung" im 13. Jahrhundert.
Der wichtigste Besuch in er frühen Geschichte der Burg dürfte der Aufenthalt Kaiser Friedrichs III. und seines Gefolges 1444 gewesen sein, dem unter anderen des Kaisers damaliger Sekretär, Enea Silvio Piccolomini, der später Papst Pius II. angehörten. Piccolomini gab in einem Brief eine historisch, topographisch, kunstgeschichtlich und kulturgeschichtlich fundierte Beschreibung des Schlosses Ebelsberg ab.
In der Folgezeit werden Erwähnungen und Mitteilungen über das Schloss immer seltener. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hielt sich Maximilian I. mehrmals im Schloss auf. In der Folgezeit dürfte es verfallen sein. Erst unter Bischof Wolfgang Graf von Salm lassen sich wieder bauliche Instandsetzungsarbeiten in Ebelsberg nachweisen, die 1546 abgeschlossen waren. Den Abschluss der Bauarbeiten würdigt eine links neben dem Schlosstor an der Marktseite angebrachte Inschrift- und Wappentafel.
Eine Brandkatastrophe zerstörte 1586 das Schloss, den Markt und die Traunbrücke. In den folgenden drei Jahren ließ Bischof Urban III. von Trennbach das Schloss renovieren. Siehe marmorne Inschrifttafel auf der rechten Seite des marktseitigen Schlosstores.
Bei den oberösterreichischen Bauernkriegen 1626 wurde das Schloss von aufständischen Bauern besetzt. Das Schloss wurde von kaiserlichen Truppen wieder in Besitz genommen, die Schäden am Schloss waren beträchtlich.
Das Schloss wurde in den Bauzustand vom Ausgang des 16. Jahrhunderts wieder instandgesetzt. Während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701 - 1714) diente das Schloss zeitweilig als Feldspital, im Österreichischen Erbfolgekrieg wurde es 1741 von Wiener Truppen besetzt. Im folgenden Jahr war es das Hauptquartier von Feldmarschall Andreas Ludwig Graf von Khevenhüller anlässlich der Rückeroberung von Linz.
Der Pfleger Hugo Steyrer von Rothenturm (1762 - 1784) war in das Linzer Kulturleben derart integriert, dass er im großen Saal des Obergeschosses literarische und musikalische Akademien veranstalten konnte. Sänger , Chor und Orchester aus Linz und Wien wurden engagiert. An einer dieser Aufführungen nahm 1783 auch Wolfgang Amadeus Mozart teil.
In den Napoleonischen Kriegen gewann Schloss Ebelsberg militärgeschichtliche Bedeutung. Napoleon selbst hatte auf die strategische Lage Ebelsberg hingewiesen. Im Verlaufe des "Gefechts von Ebelsberg" am 3. Mai 1809 entwickelte sich ein heftiger Kampf um das Schloss, das wie der Markt in Flammen aufging.
1824 wurde die erste öffentliche Versteigerung der Staatsherrschaft Ebelsberg abgehalten. Da zur Versteigerung kein Kauflustiger erschienen war, wurde der Ausrufungspreis herabgesetzt und eine zweite Versteigerung angesetzt. Diesmal waren zwei Kaufinteressenten erschienen: Dr. Joseph von Pflügl für das Stift St. Florian und ein Bevollmächtigter des Legationssekretärs bey der k.k. österreichischen Gesandtschaft zu Florenz, Karl Theodor Kast, der Meistbietender war.
Im Oktober 1826 erfolgte der Einzug des neuen Schloss- und Herrschaftsbesitzers Karl Theodor Kast, 1794 in Mittelfranken geboren, war er nach dem Studium in Würzburg in den diplomatischen Dienst getreten und bei den kaiserlichen Gesandtschaften in Rio de Janeiro, Florenz, München und London als Legationsrat und später als Legationssekretär tätig. 1826 wurde er in den Ritterstand erhoben mit dem Prädikat "von Ebelsberg", 1855 erfolgte die Erhebung in den Freiherrenstand. Kast begann sofort mit der Sanierung der Brand- und Kriegsschäden. Bereits damals erhielt Schloss Ebelsberg seine heutige Außenerscheinung.
In der Folgezeit wurde Ebelsberg von den Mitgliedern der Familie Kast, in deren Eigentum sich das Schloss bis heute befindet, instandgehalten und instandgesetzt. Während des Zweiten Weltkriegs erlitt Schloss Ebelsberg einige Bombentreffer im südöstlichen Teil.
Die letzte umfassende Generalrestaurierung erfolgte ab 1978.